Die Wasserqualität unserer Flüsse verbessert sich von Jahr zu Jahr. Wo früher eine trübe Brühe floss, zeigt sich heute reines und klares Wasser. Wer bei diesen Bedingungen einen Zander fangen möchte, muss sich schon etwas einfallen lassen. Die Räuber verfügen schließlich über einen sehr guten Sehsinn, den sie zu nutzen wissen. An meinen Gewässern – große Flüsse – verlagerten die Stachelritter ihren Beutezug merklich in die Dämmerung und Nacht. Im Schutz der Dunkelheit jagen sie kleine Fische entlang der Steinpackungen der Buhnenfelder. Folglich musste ich meine Angelzeit den Fress- und Jagdphasen der Zander anpassen. Seit einiger Zeit fische ich nachts überaus erfolgreich auf die Glasaugen – und das unabhängig der Jahreszeit. Egal, ob im Sommer oder Winter, die Zander suchen in der Dunkelheit immer wieder die flachen Buhnenbereiche auf. Dabei spielen Unterschiede der Wassertemperatur eher eine untergeordnete Rolle. Im Folgenden gebe ich Euch sieben nützliche Tipps, mit denen Eurem nächtlichen Zandererfolg nichts im Wege steht.
Wetterbericht und Pegelstand
Bevor wir zum Angeln kommen, sollten wir einen Blick auf das Wetter und vor allem den Flusspegel werfen. Sind starker Wind, ergiebige Regenfälle und ein hoher Wasserstand vorhergesagt, ist es sinnvoller, das Angeln zu verschieben. Ich nutze die Apps (Pegel-Online) und (Wetter-Online) und schaue schon zum Wochenbeginn, in welchen Nächten ich perfekte Bedingungen vorfinde. Auf diese Weise planen wir unsere Angelzeit effektiver im Voraus.
Welche Buhne ist die Richtige?
Bei Niedrigwasser geht’s an den Fluss. Tagsüber haben wir die Chance, spannende Stellen für die Nacht auszumachen. Haltet die Augen offen: Buhnen mit hartem und steinigem Grund sind vielversprechende Spots. Findet Ihr tiefe Löcher, lohnt dort ebenfalls ein Versuch. Die Fische halten sich hier tagsüber oft auf. Zudem versprechen Buhnen mit langen Steinpackungen und dunklem Wasser gute Fänge. Bei der Suche nach passenden Plätzen helfen die Satellitenbilder von Google Maps. Fischt beide Buhnenseiten gründlich ab. Verschwendet aber nicht zu viel Zeit an einer „toten“ Stelle. Gibt es nach rund zehn Minuten keinen Biss, geht’s weiter zur nächsten Buhne. Zeit ist Fisch – besonders bei den kurzen Beißzeiten im Winter. Extratipp: Wechselt nach einem Fisch für kurze Zeit die Seite oder die ganze Buhne. Durch den Drill und die Unruhe sind die Zander misstrauisch und vorsichtig. Geben wir der Stelle rund 20 Minuten Ruhe, lohnt sich auf jeden Fall ein weiterer Versuch. Bei Fehlbissen heißt es: ruhig weiterangeln. Häufig attackiert der Fisch den Köder erneut.
Mobil mit schmalem Gepäck
In der Regel ziehen die Zander mit der Dämmerung in die flacheren Uferregionen – dann geht das große Fressen los. Die Beißphasen variieren über das Jahr: Sind es im Winter nur ein bis zwei Stunden, verlängert sie sich mit steigenden Temperaturen. Daher ist es sinnvoll, sein Tackle auf das Nötigste zu reduzieren. Eine kleine Umhängetasche wie der Shoulder Bag 20 oder dem Backpack102 mit ein, zwei Köderboxen sowie weiteren wichtigen Utensilien wie Zange, Vorfächer, Maßband oder Angelpapiere. Auf diese Weise bleiben wir sehr mobil und flexibel. Um bei einem Abriss Zeit zu sparen, sollten fertige Vorfächer und bereits montierte Gummifische mit unterschiedlichen Jigkopf-Gewichten griffbereit sein. Als Rute nutze ich aktuell die Akilas in 2,70 Meter mit einem Wurfgewicht von 15 bis 60 Gramm. So setze ich den Haken beim Anschlag auch noch sicher, wenn die Bisse erst direkt vor den Füßen kommen. Mit einem zu weichen Modell gelingt das nicht. Passend zur Rute empfehle ich eine 3000er oder 4000er SP1. In puncto Vorfach schwöre ich auf ein dünnes Stahlvorfach mit einer Tragkraft von sieben bis neun Kilo. So habe ich weniger Abrisse bei Hängern und bin beim Biss von einem der seltenen Rheinhechte auf der sicheren Seite.
Zanderschmaus
Gummifische sind auch bei der nächtlichen Zanderpirsch die erste Wahl. Hochrückige Modelle wie der Wobshad 2.0 mit einer stark rollenden Aktion und einem ausgeprägten Schaufelschwanzlauf brachten mir gute Erfolge. Auch bei wenig Tempo spielen sie hervorragend in der Strömung und reizen die Zander zum Anbiss. In der kalten Jahreszeit setze ich auf Größen zwischen 12 und 15 Zentimeter. Im Dunkeln bevorzuge ich echte Schockfarben: Lemon Lime oder Weiß sind meine Favoriten. Bei ausreichend starker Strömung lohnt auch ein Versuch mit flach laufenden Wobblern wie dem Ikiru Jerk. Gerade die größeren Zander haben eine Schwäche für die harten Fischimitationen ohne Rasseln.
Eine Frage des Führungsstils
Achtet am Wasser auf die Strömung innerhalb der Buhne. Wichtig: Der Köder wird immer entgegen der Fließrichtung geführt und eingeholt. Auch bei einem niedrigen Wasserstand von gerade einmal 50 Zentimetern beißen Zander. Ein einfacher Unterhandwurf aus dem Handgelenk entlang der Steinpackung ist perfekt. Anschließend schließt Ihr umgehend den Rollenbügeln, richtet die Rute schräg nach oben und führt den Köder flach und parallel zum Ufer. Eine gleichmäßige und monotone Führung ist dabei der Schlüssel zum Erfolg. Achtet beim Einholen auf leichten Grundkontakt. Solltet Ihr diesen nicht spüren, verlangsamt einfach die Kurbelumdrehungen. Eine Rolle mit kleiner Übersetzung hilft an dieser Stelle. Seid voll konzentriert. Viele Zander verfolgen der Köder erst, bevor sie zupacken. Die Bisse kommen überwiegend, wenn sich die Gummifische Richtung Wasseroberfläche bewegen.
Licht aus, Sinne an
Da die Zander meistens unmittelbar vor unseren Füßen an der Steinpackung patrouillieren, ist Ruhe geboten. Laute Geräusche, hektische Bewegungen und Lichtstrahlen, die ins Wasser gehen, gilt es zu vermeiden. Nützlich ist der Einsatz einer Kopflampe mit Rotlicht. Dieses hat eine geringere Scheuchwirkung und wir können uns sicher auf der steinigen Buhne bewegen. Ihr werdet überrascht sein, wie Ihr Dinge in der Dunkelheit wahrnehmt. Die Sinne schärfen sich und ich empfinde die Angelei intensiver als bei Tageslicht.
Probiert doch beim nächsten Mal eine Nacht auf Zander bei Euch am Fluss. Die Bisse sind knallhart und kommen einem wie Einschläge vor. Mit den sieben Tipps seid Ihr dem nächtlichen Adrenalinkick einen Schritt näher. Bleibt flexibel und sucht Euch weit entferntere Spots, diese sind gerade für die großen Zander spannend. Ich kann Euch nur dazu motivieren, gemeinsam mit einem Kumpel auf Entdeckungstour zugehen. Nachts am Fluss hat einfach etwas Magisches.
Euer Salah